Dr. Shady Aboelez
Was haben Sie an der Unfallstelle vorgefunden?
Während meines Dienstes wurde ich um 10:30 Uhr zu einer bewusstlosen Radfahrerin alarmiert.
Nach vier Minuten traf ich am Einsatzort ein, wo das Rettungsteam bereits vorbildlich und strukturiert mit der Thoraxkompression begonnen hatte. Das Team handelte professionell, organisiert und gemäß Leitlinien.
Was war die besondere Herausforderung?
Trotzdem bestand eine personelle Unterbesetzung: nur vier Kräfte statt der idealen fünf bis sechs. In diesem Moment bemerkte ich einen Polizeibeamten in unmittelbarer Nähe.
Ich fragte ihn, ob er die Thoraxkompression unterstützen könne – eine Aufgabe, die nicht zu seinen offiziellen Pflichten gehört.
Wie war seine Reaktion?
Der Beamte reagierte sofort, übernahm die Kompressionen zuverlässig und wechselte alle zwei Minuten mit den Rettungskräften. Während seiner Pausen übernahm er zusätzlich die Zeitkontrolle.
Sein Einsatz – außerhalb seines regulären Aufgabenbereichs – war außergewöhnlich, mutig und spielte eine zentrale Rolle im Erfolg der gesamten Reanimationsmaßnahme.
Was ist dann passiert?
Durch diese Unterstützung konnte das Team entlastet werden. Die Maßnahmen wurden effizienter, die Qualität der Kompressionen blieb konstant hoch, und auch die Leitlinien – einschließlich des Vector Change nach dem dritten Schock – konnten ohne Verzögerung umgesetzt werden.
Wie stand es dann um die Radfahrerin?
Nach dem vierten Schock erreichten wir eine ROSC. Die Patientin (47 Jahre) wurde stabilisiert und in die AMEOS Klinik Haldensleben transportiert, wo eine erfolgreiche Koronarangiographie durchgeführt wurde. Sie befindet sich aktuell in gutem Zustand.
Was sind Ihre Schlussfolgerungen?
- Dieses Ereignis zeigt eindrucksvoll, wie wertvoll die Einbindung von Laienhelfern im erweiterten Reanimationsprozess ist.
- Der Polizeibeamte war kein medizinischer Profi – dennoch war sein Beitrag entscheidend und möglicherweise lebensrettend.
- Das Rettungsteam erfüllte seine Aufgaben professionell und vorbildlich, doch der zusätzliche Helfer machte den Unterschied.
- Jede geschulte Person – auch außerhalb des Gesundheitswesens – kann eine Reanimation wesentlich unterstützen.